Impfen oder nicht? Diese Frage wird immer wieder heiß diskutiert. Doch eine Impfung bedeutet nicht nur, dass man sich selbst vor mitunter gefährlichen Erkrankungen schützt, sondern auch jene Personen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht geimpft werden können. Die Europäische Impfwoche von 24. bis 30. April will auf das Thema aufmerksam machen.

 

Erst vor wenigen Wochen erreichte die Masernepidemie in Madagaskar ihren Höhepunkt. Mehr als 1.000 Menschen starben, darunter viele Kinder. Die Impfung ist teuer und für die meisten Einwohner Madagaskars schlicht und einfach nicht leistbar.

Währenddessen weigern sich viele Eltern in Europa, ihre Kinder zu impfen. Die Durchimpfungsraten stagnieren, Masern und Keuchhusten sind wieder auf dem Vormarsch, die Zahl der Impfskeptiker steigt.

Und damit die Gefahr für Babys, Kleinkinder und Menschen, die aufgrund anderer Faktoren nicht geimpft werden können.

Reinhard Würzner (MUI), Anita Luckner-Hornischer (Land Tirol) und Peter Kreidl (MUI).

 

Masern eliminieren

„Nur eine Durchimpfungsrate der Bevölkerung von 95 Prozent mit zwei Dosen der Masern-Mumps-Röteln-Impfung kann die Ausbreitung von Masern stoppen. Das heißt, 19 von 20 Personen müssen zweimal geimpft sein“, erklärt Reinhard Würzner, Impfexperte der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Die Durchimpfungsraten für viele im österreichischen Impfplan empfohlenen Impfungen liegen aber unter den erforderlichen Zielwerten.

Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten weltweit. Unter 1.000 Patienten kommt es statistisch zu einem bis zwei Todesfällen. Auch in Tirol haben die Masern wieder Einzug gehalten. „So gab es in den letzten zehn Jahren in Tirol bis zu 16 Erkrankungen im Jahr, heuer allerdings bereits vier. Hinzu kommt, dass einige Säuglinge an der Kinderklinik stationär aufgenommen werden mussten, um bei ihnen durch die Gabe von Immunglobulinen einen Ausbruch der Erkrankung bestmöglich zu verhindern. Masern sind für Säuglinge eine äußerst gefährliche Erkrankung“, berichtet Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion der Tiroler Landesregierung.

 

Auffrischen nicht vergessen!

Ein wichtiges Anliegen des Impfexperten Peter Kreidl ist der Hinweis auf die Vermeidung von Keuchhusten (Pertussis, 100-Tage-Husten). Besonders für Säuglinge unter sechs Monaten ist diese Erkrankung lebensgefährlich. „Hier gibt es mittlerweile einen recht guten Impfstoff, der allerdings regelmäßig aufgefrischt werden muss“, erklärt Kreidl. Eine Impfung ist auch für schwangere Frauen möglich und besonders sinnvoll, denn in Tirol werden immer mehr Keuchhusten-Fälle gemeldet: 2018 waren es 180, 2019 sind bis zum 15. April 108 Keuchhusten-Erkrankungen gemeldet worden.

 

 

„Vorbeugen. Schützen. Impfen.“ So lautet das Motto der diesjährigen Europäischen Impfwoche (EIW). Die europaweite Kampagne soll dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedeutung von Impfungen zu schärfen. Neben mehreren Informationsveranstaltungen werden auch kostenlose Impfungen angeboten. Am 24. April von 16:00 Uhr bis 19:00 Uhr findet ein langer Impfnachmittag an allen Tiroler Gesundheitsämtern mit der kostenlosen Dreifachimpfung Masern-Mumps-Röteln statt: Einfach den Impfpass mitbringen, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

 

 

 

 

 

Links

Informationen zur Impfwoche

Robert-Koch-Institut