… in den tirol kliniken. Der erste Arbeitstag und der letzte sind zwei besondere Momente in einer Berufslaufbahn. In unserem Unternehmen werden jedes Jahr rund 700 neue MitarbeiterInnen eingestellt und über 100 verabschieden sich in den Ruhestand. Der Dienstantritt meiner neuen Kollegin, Kristina Juchum, hat mich veranlasst hinzuschauen, wie ein erster und ein letzter Tag in den tirol kliniken sein kann.

Die meisten von uns hatten schon einmal einen ersten Arbeitstag. Mein persönlicher Negativfavorit hat sich so zugetragen: Ich kam in der Früh, wurde freundlich empfangen und mir wurde ein Büro zugewiesen. Da saß ich dann, ohne Arbeitsauftrag und ohne Ansprechpartner dafür mit großer Verwunderung. Nein, das war nicht bei den tirol kliniken! Aber der Tag ist mir bis heute in Erinnerung…

Der erste Arbeitstag ist immer eine Herausforderung. Die Nervosität ist groß, denn man möchte einen guten Eindruck machen. Besonders das Kennenlernen neuer Leute birgt viele Gelegenheiten, in ein Fettnäpfchen zu treten. Der neue Mitarbeiter, der die Chefin des Controllings bei ihrer Abschiedsfeier vor dem Mutterschutz fragt, was sie denn in der Pension jetzt vorhabe, ist schlagartig im ganzen Unternehmen bekannt. Eine Situation, die es unbedingt zu vermeiden gilt…

 

 

Ein erster Tag in den tirol kliniken

Kristina Juchum, trat am 24.3.2021 ihre Stelle als PR-Referentin in der Abteilung für PR und Kommunikation an. Sie stand mir Rede und Antwort, wie sie den ersten Arbeitstag erlebt hat.

 

Kristina Juchum, PR-Referentin in den tirol kliniken

Welches Wort beschreibt deinen ersten Arbeitstag am besten?

Ich denke „WOW“ trifft es ganz gut… Und zwar von einem aufgeregten wow wie „Wow, jetzt geht es los!“ zu „Wow, gleich der erste Termin!“ und „Wow, so viele neue Namen!“ bis hin zu einem erfreuten „Wow, lauter nette KollegInnen“, „Wow, das Essen schmeckt ja richtig gut hier!“ und „Wow, das könnte toll werden!“ Einige Stunden, viele Schritte und gefühlte 1000 Namen später war es auf alle Fälle ein erledigtes aber zufriedenes „Wow, was für ein Tag!“

Mit wem war die erste Begegnung, die dir in Erinnerung ist?

Das ist tatsächlich eine schwierige Frage, denn in einem Unternehmen mit über 8.000 MitarbeiterInnen lernt man am ersten Tag mehr neue Gesichter kennen, als bei der Einschulung! Als erste offizielle „Vorstellungs-Runde“ führte mich unser Abteilungsleiter Mag. Johannes Schwamberger aber gleich zu tirol kliniken-Geschäftsführer Mag. Stefan Deflorian.

Was war dein eindrücklichstes Erlebnis?

Die Tatsache, dass es in den tirol kliniken eine interne „Rohrpost“ gibt und man an manchen Stellen die Post „vorbeifliegen“ hört, hat mich sehr überrascht. So etwas habe ich vorher noch nie gesehen.

Wie hast du dir deinen ersten Arbeitstag vorgestellt?

Um ganz ehrlich zu sein, etwas weniger durchgetaktet als er tatsächlich war. Aber manchmal bringt einen der Sprung ins kalte Wasser einfach weiter, und so hat es auch gut gepasst!

Wie hast du dich auf den Tag vorbereitet?

Ganz klassisch: gehofft, dass der Einstands-Kuchen schmeckt, die passende Kleidung gewählt und den Wecker viel zu früh gestellt.

Wurden deine Erwartungen erfüllt?

Meine Erwartungen wurden eindeutig übertroffen.

Ist etwas nicht so gelaufen, wie es sollte?

Als Kaffeetrinkerin bin ich wohl zu einem koffeinfreien Team dazugestoßen… Der gewohnt herbe Schluck schnell zwischen drin hat gefehlt. Aber inzwischen habe ich einen Kaffeeautomaten entdeckt.

Was wünschst du dir von deinem Beruf?

… dass er weiterhin so abwechslungsreich bleibt, wie er bis jetzt wirkt und ich mich mit meinen Fähigkeiten und Erfahrungen gut einbringen kann. Und, was mir als harmoniebedürftiger Mensch sehr wichtig ist, dass das gute Miteinander im Team bestehen bleibt. Andernfalls müsste ich wöchentlich einen Socializing-Kuchen backen…

Hast du einen Tipp für jemanden, der eine neue Stelle antritt?

Im Normalfall tritt man eine neue Stelle ja nicht grundlos an. Man wollte sich verändern und hat sich aktiv für die neue Position entschieden – das große Ganze wird also schon mal stimmen. Und wenn man vor dem Neustart dann doch nervös wird, hilft es daran zu denken: man hat die Vorgesetzten schon mindestens einmal von sich überzeugt!

 

Vor Kurzem traf ich beim Verlassen des Krankenhauses zufällig eine Frau, die offensichtlich ihren letzten Arbeitstag hatte. Sie war dabei, ihr Telefon und ihren Pager abzugeben und fragte, wer ihren Schlüssel bekommen solle. Wir kamen kurz ins Gespräch, ich erzählte ihr von diesem Blogbeitrag und sie meinte: „In diesem Krankenhaus habe ich viel schöne Zeit verbracht und jetzt freue ich mich auf das, was kommt. Letztendlich wohnt jedem Ende ein neuer Anfang inne.“ Diesen Gedanken finde ich sehr schön.

Vom letzten Arbeitstag kann ich (noch) keine persönliche Erfahrung teilen. Ich stelle mir diesen Tag aber sehr zwiespältig vor – mit viel Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt, aber auch mit Wehmut für das, was vorüber ist.

 

Ein letzter Tag in den tirol kliniken

Manfred Müller hatte zu Sylvester seinen letzten Arbeitstag am Landeskrankenhaus Hall. 33 Jahre war er hier ärztlicher Mitarbeiter, zuletzt als Stationsführender Oberarzt an der Station B4 der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie B. Er teilt mit uns seine Erfahrungen rund um den letzten Arbeitstag.

Welches Wort beschreibt Ihren letzten Arbeitstag am besten?

Eigentlich Stress, da ich noch unglaublich viel zu erledigen hatte. Ansonsten war die Situation für mich irgendwie unwirklich, surreal. Dass es ein Abschied für immer von etwas ganz Vertrautem war, habe ich gar nicht so realisiert.

Was war die letzte Aufgabe, die Sie erledigt haben?

Mein Büro gänzlich ausräumen und am Ende meine vertrauten Bilder und Poster in meinem Arbeitszimmer von der Wand runter tun. Um die gewohnte Atmosphäre nicht zu zerstören, habe ich das bis ganz zum Schluss aufgeschoben. Das war dann schon von einer gewissen Wehmut begleitet. Vielleicht dachte ich insgeheim, es ruft doch noch jemand an und sagt: „Dr. Müller bleiben Sie, wir brauchen Sie noch“. Aber es kam anders. Man muss wissen, dass ich sehr gerne auf „meiner“ Station B4 gearbeitet habe, es war quasi mein „Baby“ und ich hatte das beste Team der Welt.

 

Gibt es eine besondere Erinnerung an diesen Tag?

Ja, es war dann letztlich 23.45 Uhr am Silvestertag 2020, mitten im dritten Corona-Lockdown, kein Mensch auf der Station, es war stockdunkel bis auf die Notbeleuchtung, eine gespenstische Atmosphäre (die PatientInnen und MitarbeiterInnen waren zwischen 23.12.2020 und 3.1.2021 auf Weihnachtsurlaub). Ich hatte seit 10 Stunden nichts mehr gegessen und einen Riesenhunger. Zu Hause habe ich dann den Kühlschrank ausgeräumt, anschließend fiel ich ins Bett und es war schon der 1.1.2021, mein erster „Nicht-mehr-Arbeitstag“.  Nein, stimmt gar nicht, ich hatte ja Krisendienst beim PSP.

Welches Gefühl hat überwogen – die Vorfreude auf etwas Neues oder die Wehmut über etwas Vergangenes?

Es gab an meinem letzten Arbeitstag überhaupt keine Zeit, Gefühle zuzulassen. Ich musste ja um spätestens 23.59 Uhr draußen sein. Hätte ich Zeit gehabt, nachzudenken, hätte mich vielleicht Traurigkeit oder gar Schwermut heimgesucht. Die wechselhaften, ambivalenten Gefühle waren erst nach Wochen spürbar. Aber auch da war ich schon von alten und neuen Projekten und Antrieben gesteuert. Vielleicht hätte ich mehr trauern sollen, aber was würde das bringen.

Meine Einstellung ist, behalte und bewahre das Gute in Deiner Erinnerung und davon gab es sehr vieles in Hall, lerne aus dem weniger Guten und verwende es, um nicht die gleichen Fehler wieder zu machen und um Neues zu gestalten. Inzwischen bin ich gerade mit großem Eifer dabei, mich auf neue Herausforderungen einzulassen, wie z.B. meine Wahlarztpraxis in Innsbruck. Sehr angenehm ist jedenfalls, dass ich jetzt länger schlafen kann, wenn ich nicht gerade Impfdienst habe, dass ich weitgehend frei bin und ich es mir grundsätzlich aussuchen kann, ob und wann ich fleißig sein möchte oder auch einmal ganz bewusst faul. Da tue ich mir noch ein bisschen schwer, aber alles ist lernbar. Zum Glück bin ich gesund, noch immer neugierig und schon sehr gespannt, was das Leben noch alles bringt.

 

Ich bedanke mich bei meinen Interviewpartnern für die offenen Worte und den persönlichen Einblick!