Text: Melanie Falkensteiner

Die Regelblutung kann große Schmerzen mit sich bringen und schon junge Mädchen sehr belasten. Bei besonders intensiven Leiden ist häufig Endometriose der Grund. Das sind Herde von Gebärmutterschleimhaut im Becken, Bauchraum oder der Gebärmutterwand, die neben extremen Schmerzen unter anderem auch Verdauungsprobleme oder Infertilität verursachen können. Dr.in Anna Lena Zippl, Fachärztin an der Innsbrucker Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin erklärt, wie man Endometriose erkennt und behandelt.

 

Dr.in Anna Zippl, Fachärztin an der Innsbrucker Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

Wenn man während der ersten Tage der Regelblutung Schmerzen empfindet, dann handelt es sich meist um eine primäre Dysmenorrhoe, also gewöhnliche Regelschmerzen, die man mit Medikamenten lindern kann. Das ist zwar äußerst unangenehm, wird aber nicht durch eine anatomische Veränderung im Körper verursacht. Wenn Schmerzmittel nicht helfen und man den Alltag aufgrund der starken Krämpfe nicht meistern kann, wenn diese auch schon vor der tatsächlichen Blutung beginnen und wenn es im Zusammenhang mit der Periode auch Beschwerden beim Stuhlgang oder Wasserlassen gibt, besteht der Verdacht auf Endometriose.

Dafür gibt es unterschiedliche Behandlungsmethoden, doch vorher muss die Krankheit erst diagnostiziert werden – was nicht immer leicht ist. Dr.in Zippl erklärt: „Es gibt verschiedene Stadien von Endometriose. Die Größe und die Lokalisation der Knoten können variieren und korrelieren nicht zwangsläufig mit den Schmerzen. Wir sehen immer wieder Frauen mit kleinen, wenigen Knoten, die starke Beschwerden haben und dann wieder Frauen mit einem massiven Befund, die wenig Schmerzen haben. Das macht es manchmal schwierig, die Endometriose zu entdecken. Denn kleine Herden am Bauchfell kann man nicht zuverlässig beim Ultraschall oder MRT sehen.“ Um sie zu erkennen, bedarf es einer Bauchspiegelung, also einem operativen Eingriff. Zysten am Eierstock hingegen oder tief infiltrierende Herden lassen sich bei einem Ultraschall leicht erkennen. Aber auch dafür braucht es die richtigen Geräte und Erfahrung.

Abgesehen von den starken physischen Schmerzen kommt es in vielen Fällen auch zu einer psychischen Belastung, so die Fachärztin: „Deswegen arbeiten wir mit der medizinischen Psychologie zusammen. Ein multimodales Therapiekonzept hilft. Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Endometriosepatientinnen.“ Die körperlichen Symptome versuche man meist mit einer Hormonbehandlung zu therapieren. Wenn das nichts nützt, sind operative Eingriffe eine weitere Möglichkeit, bei älteren Frauen mit abgeschlossener Familienplanung ist sogar die Gebärmutterentfernung eine Option. Damit hört die Regelblutung natürlich endgültig auf, Hormone werden aber weiterhin produziert.

Abgesehen von Endometriose können auch Myome, also gutartige Knoten in der Gebärmutter, Leiden verursachen. Auch nicht-gynäkologische Entzündungen, etwa im Darm oder in der Wirbelsäule, können für Schmerzen im Unterleib sorgen. „Diese Schmerzen sind dann nicht zyklusabhängig“, erklärt Dr.in Zippl. „Aber wenn wir gynäkologisch nichts sehen, kann man diese Bereiche abklären.“

Es gibt übrigens keine Möglichkeit, der Endometriose vorzubeugen, oft ist sie genetisch veranlagt. Wenn die Endometriose bereits operativ entfernt wurde, kann man aber durch eine Rezidivprophylaxe verhindern, dass sie zurückkommt. Allerdings nur, wenn aktuell kein Kinderwunsch besteht.

Vielen Dank für das Gespräch!

Fotos: Portrait Birgit Koell, alle anderen: Adobe Stock