Allergisch gegen Sonne – gibt’s das? Warum manche Personen besonders empfindlich auf Sonnenstrahlen reagieren und welche Symptome die „Sonnenallergie“ mit sich bringt, erläutert Univ.-Prof. Dr. Gudrun Ratzinger, stellvertretende Klinikdirektorin der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie.

Was ist Sonnenallergie und wie entsteht sie? 

Univ.-Prof. Dr. Gudrun Ratzinger, stellvertretende Klinikdirektorin der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie, klärt über Sonnenallergie auf.

Die Sonnenallergie ist eine Hautreaktion, die wir Hautärzte “Polymorphe Lichtdermatose” nennen. Sie ist eine Hauterkrankung, die durch das Sonnenlicht getriggert auftritt. Diese Allergie betrifft Frauen häufiger, wie Männer und beginnt meist in der Kindheit und im frühen Erwachsenenalter.

Welche Beschwerden sind typisch für Sonnenallergie? 

Ganz typisch ist, dass die Patientinnen und Patienten im Gesicht, an den Unterarmen und an den Unterschenkeln Flecken, Papeln und zum Teil auch Bläschen entwickeln. Wenn es ganz schlimm ist, streut es über auf bedeckte Hautareale. Aber der Juckreiz ist das beherrschende Symptom. Die Beschwerden treten charakteristisch im Frühsommer, bei den ersten Sonnenstrahlen auf. Die meisten Patientinnen und Patienten kommen im Februar, März und April mit diesen Hauterscheinungen zum Hautarzt. Über den Sommer hinweg kommt es zu einer gewissen Gewöhnung und die Hautveränderungen flauen ab.

Gibt es spezielle Auslöser für das Auftreten der Symptome? 

Auslösend ist das UV-Licht, also der UV-Anteil vom Lichtspektrum und vor allem das UVA-Licht. Das ist deshalb wichtig, weil das UVA-Licht auch durch Fensterscheiben und Glasscheiben durchgeht. Man kann durchaus auch im Auto, durch das Glas, die Reaktion auslösen. Es tritt vor allem in den ersten Monaten nach dem Winter auf, wo man dann wieder zum Beispiel ein T-Shirt oder eine kurze Hose trägt. Die Hautanteile die entwöhnt sind von der Sonne werden dann erstmals wieder dem UV-Licht exponiert. Dort treten dann typischerweise die Symptome auf. Zu den besonderen Tageszeiten zählt die Mittagszeit, weil wir dann eine erhöhte UV-Konzentration haben. Besonders zwischen 11 Uhr und 15 Uhr habe wir die höchste UV-Belastung und zu dieser Zeit ist dann die Auslösung der Sonnenallergie am häufigsten.

Gibt es Hauttypen, die besonders gefährdet sind? 

Generell sind Patientinnen und Patienten mit hellem Hauttyp (Hauttyp 1 oder 2), Keltischer-Typ, Rothaarige oder Blonde Patienten empfindlicher auf UV induzierte Reaktionen. Der Grund dafür ist, dass einfach mehr UV-Licht in die tieferen Hautschichten vordringt und Reaktionen auslösen kann. Aber grundsätzlich ist die Allergie auch bei dunkleren Hauttypen möglich.

Ist die Sonnenallergie ansteckend? 

Die Sonnenallergie ist keine ansteckende Erkrankung. Wir haben hier kein infektiöses Agens, keinen Erreger, kein Bakterium und deshalb ist es keine ansteckende Erkrankung.

Die Flecken, Papeln und zum Teil Bläschen können auf allen Körperbereichen vorkommen.

Ist Sonnenallergie vererbbar? 

Es gibt eine gewisse Neigung zu immunologischen Reaktionen, also zu Reaktionen die durch unser Abwehrsystem mediiert werden. Aber es gibt keinen klassischen Vererbungsmodus. Eine gewisse Häufung in den Familien wird schon berichtet. Einige Patientinnen und Patienten geben an, dass die Eltern oder die Geschwister auch an der Allergie leiden – eine gewisse Neigung zu solchen Reaktionen kann schon angelegt sein.

Wie wird eine Sonnenallergie diagnostiziert? 

Die Sonnenallergie wird klinisch diagnostiziert. Das heißt, dass das Aussehen, die Verteilung und die Anamnese, was die Patientinnen und Patienten erzählen, sehr charakteristisch ist. Aber meistens kann man durch das Aussehen der Hautreaktion die Diagnose stellen. Wenn das nicht möglich ist, wenn es A-typisch ausschaut, dann kann man einen Lichttest machen. Man kann die Reaktion durch einen Lichttest provozieren. Unter anderem könnte man auch eine Hauptprobe (Hautbiopsie) machen und dann das Hautstück unter dem Mikroskop anschauen. Auch hier haben wir charakteristische Veränderungen, die zur Diagnose führen. Meistens ist es eine klinische Diagnose – eine einfache für den Hautarzt.

Was können Betroffene selbst präventiv tun? 

Wichtig ist, dass man sich langsam an die Sonne gewöhnt. Das man nicht akut die Sonne sehr stark auf vorher unbestrahlte Hautareale scheinen lässt. Das kann man sehr gut dosieren. Wenn man das nicht kann, weil man z.B. einen Urlaub in der Südsee zur Winterzeit plant. Dann kann man das therapeutisch machen, sich langsam an das UV-Licht gewöhnen, durch eine sogenannte Vorbestrahlung – wir nennen das „Hardening“. Das ist eine gewisse Abhärtung, wo wir dann langsam die Haut an die UV-Belastung gewöhnen, damit es im Urlaub nicht zu einer Reaktion kommt.

Der Juckreiz ist das beherrschende Symptom.

Welche langfristigen Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 

Wenn man die Vorbestrahlung (Hardening) einige Jahre macht, dann hört die Sonnenallergie meistens auf. Man sagt zwischen 4 bis 6 Jahre dauert die Behandlung und dann hat der Körper sich an diese geänderte Begebenheit gewöhnt und entwickelt die Reaktion nicht mehr. Wenn man es immer wieder bekommt, dann sollte man die Vorbestrahlung machen. Wenn es sehr lästig ist, oder wenn man die Veränderung schon hat, dann einfach mit einer Heilsalbe oder Heilmilch und mit juckreizstillenden Tabletten behandeln. Man muss grundsätzlich sagen, dass die Sonnenallergie nicht gefährlich ist und den Körper nicht besonders belastet. Es ist halt eine lästige aber keine gefährliche Angelegenheit.

Welche Heilungschancen haben Betroffene? 

Meistens hört die Allergie nach einigen Jahren oder Jahrzehnten wieder auf. Vor allem wenn man die Vorbehandlungen und die langsame Gewöhnung an die UV-Strahlung einige Jahre langmacht, dann hört es oft wieder auf. Wenn es nicht aufhört, dann haben die meisten Menschen Strategien entwickelt, dass die Sonnenallergie nicht mehr so stark ausgelöst wird. Man kann schon steuern, wie man sich dem UV-Licht aussetzt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Expert:innen-Gespräch online

Das Experten-Gespräch zur Schuppenflechte ist auch als Video auf der Website der tirol kliniken online.

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