Ernährungsmythen gibt es viele. Doch was ist dran an Karotte, Schnaps und Co. Unsere Diätologin Barbara Hofer geht auf Spurensuche und klärt auf.

 

Keimende Kartoffeln soll man nicht essen.

Solanin ist ein leicht giftiger Stoff, der bei der Keimung von Kartoffeln entsteht. Als Faustregel gilt, solange die Keime nicht länger als 1 cm sind, ist die Konzentration des Stoffes so gering, dass man die Kartoffel noch essen kann. Allerdings sollte man die Sprossen herausschneiden. Sind die Triebe länger, sollte man die Frucht entsorgen. Wenn Kartoffeln kühl, trocken und dunkel gelagert werden, verzögert sich der Keimungsprozess.

 

Zum Essen soll man nichts trinken.

Ausreichend Wasser zu trinken gilt als Basis für eine gesunde Ernährung. Abnehmwilligen wird sogar empfohlen zur Mahlzeit zu trinken, um das Sättigungsgefühl zu erhöhen. Untergewichtigen hilft es, das Trinken von den Mahlzeiten zu trennen, um das Hungergefühl zu steigern. Eine pauschale Empfehlung hierzu gibt es daher nicht.

 

Cola und Salzstangen helfen bei Durchfall.

Bei Durchfall wird nach wie vor gerne auf Cola und Salzstangen zurückgegriffen. Die Absicht dahinter ist, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen. Cola ist dafür aber nicht geeignet, da Cola meist nur aus Zucker, Wasser und Phosphorsäure besteht. Gegen Salzstangen ist nichts einzuwenden, allerdings liefern sie hauptsächlich Natrium und einfache Kohlenhydrate, welche den beleidigten Darm nicht unnötig belasten. Als Alternative sind Kräutertees, Mineralwasser und spezielle Elektrolytpräparate geeignet.

 

Brauner Zucker ist gesünder als weißer.

Brauner Zucker kann optisch natürlicher als weißer Zucker wirken, das macht ihn aber nicht gesünder.
Es gibt verschiedene Arten von braunem Zucker:

Vollzucker = nicht raffinierter Zucker aus Zuckerrüben
Vollrohrzucker = aus Zuckerrohr hergestellt
Braunzucker = karamellisierter Zucker, der mit Sirup braun gefärbt wird

Der Herstellungsprozess bei Vollzucker und Vollrohrzucker ist schonender, dementsprechend können mehr Mineralstoffe enthalten sein. Diese sind jedoch so gering, dass es kaum eine Rolle spielt.

 

Nach Steinobst soll man kein Wasser trinken.

Dieser Mythos kommt wahrscheinlich daher, dass Trinkwasser früher Keime enthielt, die eine Gärung der Früchte auslösten und zu Bauchschmerzen führten. Bei der heutigen Trinkwasserqualität kommt dies aber nicht mehr vor. Gegen ein Glas Wasser, nachdem man vom Kirschbaum genascht hat, ist also nichts einzuwenden.

 

Karotten sind gut für die Augen.

Wenn es so einfach wäre, würden Optiker wahrscheinlich Karotten verkaufen …
Ja, Karotten sind definitiv gut für unsere Augen, weil das enthaltene Beta-Carotin eine Vorstufe von Vitamin A ist und dieses generell für den Körper aber vor allem für die Netzhaut des Auges sehr wichtig ist. Allerdings lässt sich durch den Verzehr von Karotten keine Sehschwäche verhindern oder reduzieren, wenn es sich nicht um die Folge eines Vitamin-A-Mangels handelt (was sehr selten der Fall ist).

Die Karotte ist jedenfalls ein sehr gesundes Lebensmittel, aber kein Wundermittel für die Augen. Übermäßiger Verzehr kann jedoch zu Einlagerungen von Beta-Carotin führen und die Haut orange färben.

 

Spinat und Pilze soll man nicht aufwärmen.

Ganz so einfach ist es nicht, bei beiden Lebensmitteln ist entscheidend, wie man nach dem Kochen damit umgeht. Im Spinat ist Nitrit enthalten und die Bakterien, die das Nitrit bildet, sind bei Zimmertemperatur am aktivsten. Deshalb muss man den Spinat nach maximal zwei Stunden Abkühlzeit in den Kühlschrank stellen und vor dem neuerlichen Verzehr wieder auf 70°C erhitzen. Diese Prozedur soll auch nur einmal angewendet werden. Bei Pilzen ist es ähnlich: Sie sollten ebenfalls rasch nach dem Abkühlen in den Kühlschrank gestellt und innerhalb der nächsten 24 Stunden gegessen werden.

 

 

Von Schokolade bekommt man Pickel.

Macht Schokolade glücklich? Jaaaaa! Verursacht sie auch Pickel? Wissenschaftliche Belege fehlen, aber viele Inhaltsstoffe lassen darauf schließen. Zucker und Fett regen die Talgproduktion an, die wiederum fördert verstopfte Poren und Unreinheiten.

 

Frisches Obst ist besser als tiefgekühltes.

Barbara Hofer, BSc, Diätologin an der Klinik Innsbruck

Keine Frucht ist natürlich so gut wie die selbst angebaute aus dem Garten oder vom Bauern nebenan. Im Alltag muss man aber oft auf Alternativen zurückgreifen, wenn die Erntesaison vorüber ist, die Schnecken schneller waren oder einem der grüne Daumen einfach nicht in die Wiege gelegt wurde … Generell enthalten frische, regionale und saisonale Produkte am meisten Nährstoffe, weil durch die Lagerung bzw. auch den Transport gute Stoffe verloren gehen können. Diese kann man entweder selbst einfrieren oder in gefrorenem Zustand kaufen – die Nährstoffe gehen durch das Tiefkühlen nicht verloren.

Ein Schnaps fördert die Verdauung.

Nach einem üppigen Festtagsessen im Kreise der Familie bekommt man nicht selten zum Abschluss einen Schnaps angeboten. „Für die Verdauung“ – sind sich meist alle einig. Tatsächlich ist es aber so, dass ein Schnaps genau das Gegenteil verursacht: Der hochprozentige Alkohol hemmt die Fettverbrennung im Körper und entspannt die Muskeln der Magenwände. Dadurch liegt das Essen noch länger im Magen.

 

Bilder: unsplash, pixabay, Cornelia Seiwald (Titelbild)