Humane Papillomaviren (HPV) sind Viren, die Krebs auslösen können. Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Schweden zeigt, dass 88 Prozent der Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen vermieden werden, wenn sich Frauen vor dem 17. Lebensjahr gegen HPV impfen lassen. Andreas Widschwendter, Oberarzt an der Innsbrucker Frauenklinik, informiert über die Übertragung und Impfung.

Was sind Humane Papillomaviren?

Humane Papillomaviren (HPV) sind weit verbreitete Viren, die vor allem im Genitalbereich, in Bereichen der Mundschleimhaut oder im Rachen Probleme verursachen können. Mittlerweile sind mehr als 200 verschiedene Typen bekannt. Manche davon verursachen nur unangenehme aber harmlose Warzen, andere – sogenannte Hochrisikoviren – können Vorstufen von Krebserkrankungen an Gebärmutterhals, Vulva, Scheide, Penis, After oder im Mund-Rachen-Bereich hervorrufen und sich zu bösartigen Gewebsveränderungen ausbilden.

Kaum bekannt ist, dass sich fast jeder Mensch im Laufe des Lebens mit Humane Papillomviren infiziert. Häufig bleibt die Infektion unbemerkt, da sie symptomlos verläuft und das Immunsystem den Erreger erfolgreich besiegt. Während man bei vielen Kinderkrankheiten nach einer einmaligen Infektion immun ist, besteht nach erfolgter HPV-Infektion jedoch kein anhaltender Schutz. Eine erneute Infektion birgt erneut Risiken.

Wie kann man sich mit HPV anstecken?

Die häufigste Ansteckung mit Humane Papillomaviren passiert über den direkten Haut-zu-Haut- bzw. Haut-zu-Schleimhaut-Kontakt bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Wie auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten gilt daher: Safety First! Wichtig zu beachten ist jedoch, dass geschützter Geschlechtsverkehr das Risiko einer Ansteckung zwar mindert, aber auch das Kondom keinen 100-prozentigen Schutz bietet.

Dass bei der Geburt die HPV-Infektion von der Mutter auf das Kind übertragen wird, kommt zwar sehr selten vor, ist jedoch möglich.

Entwarnung gibt es für einige verbreitete Ansteckungs-Mythen: Eine Übertragung des Virus über Schwimmbäder, Saunen oder öffentliche Toiletten ist nicht möglich.

Kann man die Auswirkungen von HPV behandeln?

Eine HPV-Infektion bedeutet glücklicherweise nicht gleich, an Krebs zu erkranken. Erkennt man die Erkrankung früh genug, ist sie therapierbar. Man muss hier jedoch unterscheiden: Eine Warze ist mit einer Lokaltherapie wie z. B. einer Creme gut zu behandeln – die Warze verschwindet und man ist symptomfrei. Manchmal reicht das aber nicht aus und es sind größere Eingriffe mittels Lasertherapie (in Narkose) notwendig. Bei der durch HPV verursachten Vorstufe von Krebs gibt es derzeit keine andere Möglichkeit, als zu operieren und einen kleinen Teil des Muttermundes zu entfernen.

Können sich nur Frauen anstecken?

Nicht nur Frauen sind betroffen: auch Männer können sich mit HPV infizieren und Überträger des Virus sein.

Wenn auch oft geglaubt: HPV ist kein reines Frauenproblem! Denn auch Männer sind betroffen. Sie können einerseits Virus-Überträger sein und selbst, durch HPV ausgelöst, im Genital- und Analbereich sowie im Rachenraum erkranken.

Früher dachte man, dass Krebs im Rachenraum durch Pfeifenrauchen entsteht. Heute weiß man, dass dieser Krebs häufig vom HPV verursacht wird.

Impfung als Schutz vor HPV

Die HPV-Impfung ist die einzige Schutzmöglichkeit vor einer HPV-Infektion. Sie schützt Geimpfte vor der Ansteckung mit Humane Papillomaviren und somit auch Kontaktpersonen vor der Übertragung des Virus.

Warum ist die Impfung wichtig?

Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Schweden zeigt, dass keine andere Impfung so wirksam vor Krebs schützt, wie die HPV-Impfung. In dieser langjährigen Untersuchung wurden 1,672.983 Mädchen und Frauen in einem Zeitraum von 2006 bis 2017 beobachtet.

Die Ergebnisse sind beeindruckend:

  • Wurden Frauen im Alter von zehn bis 30 Jahren geimpft, sind 49 Prozent weniger Krebsfälle aufgetreten.
  • Bei Frauen zwischen 17 und 30 Jahren waren es 53 Prozent.
  • Bei Frauen, die vor dem 17. Lebensjahr geimpft wurden, konnten 88 Prozent weniger Krebsfälle verzeichnet werden.

Durchgeführt wurde diese Studie noch mit einem inzwischen veralteten Vierfach-Impfstoff. Mit dem aktuell eingesetzten Impfstoff würden die Ergebnisse wahrscheinlich noch besser ausfallen. Nichtsdestotrotz: das Resultat zeigt eindeutig, wie wichtig es ist, sich impfen zu lassen, und dass das Alter dabei eine entscheidende Rolle spielt.

Ab welchem Alter sollte man impfen?

Generell gilt die Impfempfehlung für Mädchen und Buben ab dem vollendeten neunten Lebensjahr. In Tirol werden 50-60 Prozent der Kinder in der ersten Klasse Unterstufe gegen HPV geimpft. Wer möchte, kann sich beim Gesundheitsamt nachimpfen lassen.

Im Alter von neun bis zwölf Jahren erfolgt die Impfung kostenlos, vom 12. bis zum 15. Lebensjahr zu einem Selbstkostenpreis in der Höhe von in etwa 50 Euro. In diesen beiden Altersklassen erfolgt die Impfung in zwei Teilen im Abstand von sechs Monaten.

Ab dem 15. Lebensjahr sind drei Impfungen notwendig, wobei hier der volle Preis von 205 Euro pro Impfung zu bezahlen ist.

Eine Auffrischung der HPV-Impfung ist aus aktueller Sicht nicht nötig.

Ist die HPV-Impfung nur vor dem ersten Sexualkontakt sinnvoll?

Der größtmögliche Schutz ist gegeben, wenn die Impfung vor dem ersten Sexualkontakt stattfindet. Vor allem in der jüngeren Zielgruppe steigt die Erfolgsquote, wenn noch kein Kontakt mit dem Virus erfolgt ist. Zu glauben, dass die Impfung nach bereits erfolgtem Sexualkontakt keinen Sinn mehr mache, ist aber falsch. Die HPV-Impfung wird Frauen bis zum 45. Lebensjahr und darüber hinaus empfohlen, da sie auch in Lebensabschnitten mit häufiger wechselnden Sexualpartnern vor einer Infektion schützt.

Gibt es einen Mindestabstand zu anderen Impfungen?

Bei Lebendimpfstoffen wie z.B. Mumps, Masern, Röteln, Varizellen oder Gelbfieber ist zu anderen Impfungen ein empfohlener Abstand von vier Wochen einzuhalten. Bei Totimpfstoffen wie z.B. FSME- oder Grippe-Impfungen ist kein Mindestabstand nötig, vor bzw. nach einer COVID-Impfung werden aus aktueller Sicht je zwei Wochen Zeitabstand empfohlen.

Experten-Interview online

Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Andreas Widschwendter, Oberarzt der Innsbrucker Frauenklinik. (Foto: Birgit Koell)

In unserem aktuellen Experten-Interview beantwortet Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Andreas Widschwendter die wichtigsten Fragen rund um HPV und die HPV-Impfung persönlich online.

Das Experten-Gespräch ist hier über die Webseite der tirol kliniken abrufbar.

 

Fotos: tirol kliniken, Birgit Koell; AdobeStock