Am Beginn der ärztlichen Ausbildung steht in Österreich die neun monatige Basisausbildung. An der Klinik Innsbruck besteht diese aus je drei Monaten Innere Medizin, Chirurgie und einem Wahlfach. Bei den Bewerbungsgesprächen am Zentrum für ärztliche Ausbildung (AZW) werden die jeweiligen Präferenzen abgefragt und nach Zusage bei der Erstellung des Ausbildungsplans entsprechend berücksichtigt. Am LKI werden über das Zentrum für ärztliche Ausbildung reine Basisausbildungsstellen ausgeschrieben mit 6 bis 8 Eintritten jährlich. Zudem ist es auch möglich die Basisausbildung im Rahmen einer Sonderfachausbildung zu absolvieren.
Vier Ärzte in Basisausbildung waren bereit, uns einige Fragen rund um dieses Thema zu beantworten:
Dr. Julia Facerias Bassols (4. Monat der Basisausbildung, derzeit Infektiologie), Dr. Raphael Gmeiner (7. Monat der Basisausbildung, derzeit Unfallchirurgie), Dr. Philipp Kindl (3. Modul, derzeit Neurologie) und Dr. Klaus Berek (3. Modul, derzeit Nephrologie).
Welche Zuständigkeiten hat man in der Basisausbildung?
FACERIAS BASSOLS: Generell ist man für die Betreuung seiner zugeteilten Patienten während des gesamtes Aufenthaltes zuständig. Das heißt: die vollständige Aufnahme durchführen, Verdachtsdiagnosen erstellen, Befunde interpretieren und diskutieren, Therapievorschläge erstellen, Patienten versorgen und die Entlassung planen. In den chirurgischen Fächern darf man bei Operationen assistieren sowie einfache chirurgische Techniken unter Aufsicht durchführen.
KINDL: Bei der Basisausbildung handelt es sich um eine unselbständige Ausübung des ärztlichen Berufes, somit unterstehen alle Tätigkeiten letztlich der Aufsicht eines zuständigen Facharztes. Grundsätzlich sind alle Tätigkeiten zulässig, welche bereits im letzten Abschnitt des Humanmedizinstudiums (Klinisch-praktisches Jahr, KPJ) verrichtet wurden, wie beispielsweise das Durchführen von Patientengesprächen, Blutabnahmen, intravenöse Medikamentengabe, oder die Erstellung von Behandlungsplänen in Akkordanz mit einem Facharzt; hinzu kommen unter anderem das Erstellen von Arztbriefen oder die Ausstellung von Rezepten.
Kann man sich die Stationen, wo man tätig ist, aussuchen?
FACERIAS BASSOLS: Man kann Präferenzen angeben, jedoch können diese nicht zugesichert werden.
GMEINER: Man kann am Tag der Bewerbung bei jedem Tertial eine Reihenfolge der gewünschten Abteilung angeben. Diese werden, je nach Verfügbarkeit, so gut es geht umgesetzt.
BEREK: Bei meiner Einteilung wurden die Wunschstationen – soweit organisatorisch möglich – beachtet. Ganz im Allgemeinen geben sich die Verantwortlichen wirklich Mühe, nach Möglichkeit Fächer-Wünsche zu erfüllen.
Wie geht es nach der Basisausbildung weiter?
FACERIAS BASSOLS: Nach dem Basisarztjahr geht es mit der Assistenzausbildung zum Facharzt weiter. Hierfür muss man sich selbstständig vor, während oder nach der Basisausbildung bewerben.
KINDL: Sofern eine Basisausbildungsstelle nicht bereits mit einer weiterführenden Ausbildungsstelle verknüpft vergeben wurde, muss eine erneute Bewerbung auf eine Facharztausbildungsstelle im gewünschten Fach durchlaufen werden. Ebenso ist ein Wechsel zum Turnus oder der Beginn eines Doktoratsstudiums möglich.
BEREK: Für die meisten Basisärztinnen und Basisärzte wird die Entscheidung wohl zwischen Facharztausbildung oder Allgemeinmedizin-Ausbildung liegen.
Lässt es sich vereinbaren, neben der Basisausbildung noch einen PhD zu machen?
KINDL: Abhängig vom Ausbildungskrankenhaus können Teilzeit-Basisausbildungsstellen angeboten werden. In solch einem Fall verlängert sich die Ausbildungsdauer entsprechend. Ein zusätzliches Studium (beispielsweise Medizinrecht) kann je nach persönlichem Interesse begonnen werden, so sich ein solches in die persönliche Lebensplanung integrieren lässt und im besten Falle durch den Arbeitgeber unterstützt wird.
GMEINER: Mit dem Berufseinstieg wäre ein Studium sicher in den ersten Monaten eine sehr große Herausforderung. Natürlich wäre auch ausschlaggebend, um welches Studium es sich handelt. Für sehr engagierte und disziplinierte Personen könnte es schon möglich sein.
BEREK: In meinem Fall habe ich eine 50 %-Anstellung als Basisarzt, um nebenher meine PhD Arbeit abschließen zu können. Auch wenn das primär eine Besonderheit war, lief die Organisation ganz friktionsfrei ab und so war das Studium ohne besondere Zusatzbelastung möglich.
Kann die Basisausbildung auch im Ausland gemacht werden?
FACERIAS BASSOLS: Das Basisjahr wird nur in Österreich verlangt. Weshalb dieses Ausbildungskonzept nur hier verfügbar ist. Für eine Anerkennung muss man sich dementsprechend weiter informieren.
KINDL: Die Basisausbildung als Ausbildungskonzept gibt es im deutschsprachigen Raum nur in Österreich. Jedoch können im Ausland absolvierte Aus- und Fortbildungen durch die Ärztekammer anerkannt werden.
GMEINER: Nein, da das Basisjahr eine rein österreichische Erfindung. Wenn man als Assistenzarzt während der Facharztausbildung nach Österreich wechselt, muss man dieses nachholen.
Was ist das Besondere an der Arbeit in den tirol kliniken?
FACERIAS BASSOLS: Durch die Lage und die hohe Diversität kommt es in den tirol kliniken zu einer Vielfalt an klinischen Bildern, Patienten und Mitarbeitern. Dadurch ist der Tätigkeitsbereich sehr vielseitig. Durch die moderne Ausstattung der Klinik ist es möglich, Medizin am aktuellen Stand der Technik zu betreiben. In den tirol kliniken findet große interdisziplinäre Zusammenarbeit im medizinischen Arbeitsalltag statt.
GMEINER: Aufgrund der Größe des Hauses und dem gleichzeitig großen Einzugsgebiet sieht man hier einige selten Erkrankungen und Fälle. Auch für Spezialfächer, wie Neurochirurgie oder z.B. Transplantchirurgie wurden hier große Zentren aufgebaut. Gerade wenn man in solchen Gebieten Interesse hat, bietet sich diese Klinik bestens dafür an.
Wie schaut die Betreuung während der Basisausbildung aus bzw. ist eine Betreuung gegeben?
KINDL: In den einzelnen Modulen der Basisausbildung wird der Basisärztin oder dem Basisarzt ein Ausbildungsverantwortlicher zugewiesen, welcher zumeist Oberarzt der jeweiligen Stationen ist. Mit diesem werden genaue Ausbildungsziele definiert, zudem erfolgt durch ihn die Evaluation des Basisarztes im jeweiligen Modul.
GMEINER: Meistens bekommt man einen Betreuer zugeteilt. Unabhängig davon hat man aber jederzeit einen Ansprechpartner, der in brenzligen Situationen weiterhelfen kann.
BEREK: Auch das divergiert von Station zu Station. Prinzipiell gibt es immer einen Ansprechpartner, der primärer Anlaufpunkt ist. In den meisten Fällen freut sich jeder über engagiertes „Nachfragen“ – zum Glück gilt „Teaching“ meist als Ehrensache.
Gibt es ein besonderes Erlebnis aus der Basisausbildung, das in Erinnerung geblieben ist?
KINDL: Mein internistisches Modul habe ich zwischen Dezember und März auf einer der beiden infektiologischen Covid-19-Stationen absolviert. Dort war es aufgrund der Besuchsregelungen und hygienischen Schutzmaßnahmen mitunter schwierig, sterbenden Patienten eine angenehme Umgebung im Kreis der Familie zu gewährleisten. Wobei die Oberärztin der Station alles darangesetzt hat, jedem dieser Patientinnen und Patienten eine solche zu ermöglichen.
BEREK: Viele, vom ersten Dienst über kleinere „Interventionen“, bis zur ersten eigenverantwortlich durchgeführten Kurvenvisite.
Vielen Dank für die Interviews!
Fotos: tirol kliniken, Gerhard Berger