
„Immer mehr rückt das Thema Frauengesundheit und allgemein das Thema Gendermedizin in das Bewusstsein der Menschen und Gott sei Dank auch der Mediziner und Medizinerinnen“, so eine der Expertinnen auf dem Gebiet der Gendermedizin: Angelika Bader, Fachärztin für Allgemein- und Familienmedizin an der Einrichtung für Gendermedizin am Frauengesundheitszentrum an den tirol kliniken. Mit ihr durften wir zu diesem wichtigen Thema sprechen. Frauen denken anders, reagieren anders, trainieren anders, reden anders als Männer, wieso sollten ausgerechnet in der Medizin Männer und Frauen gleich sein?
HERZ
Das Herz war das erste Organ, bei dem die Forschung genauer hingesehen und auf einen nötigen Unterschied in der Behandlung aufmerksam gemacht hatte. Der Herzinfarkt war und ist die Haupttodesursache für Frauen und Männer. Heute sterben in Österreich und der EU mehr Frauen als Männer einen Herztod, aber alle Studien der 90er Jahren zeigten den gleichen Trend: Doppelt so viele Männer erhielten eine Herzkatheteruntersuchung und dreimal so viele Männer eine Bypass Operation, bei mehr weiblichen Herztoten. Der Herztod war und ist immer noch männlich besetzt. Heute hat die Zahl der Herzkatheter- und Bypassoperationen massiv zugenommen (auch bei Frauen), bisher ist jedoch kaum eine Trendumkehr zu erkennen. Der Versorgungsvorteil für Männer bleibt immer noch bestehen.
MEDIKAMENTE
Die Forderung, dass Medikamente für beide Geschlechter geprüft werden, wurde zwischenzeitlich durch die gesetzlichen Zulassungsbestimmungen weitgehend durchgesetzt. Alle Medikamente müssen auch an Frauen auf Dosis, Wirkung, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen getestet werden. Es ist erwiesen, dass Frauen öfter an Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten von Medikamenten leiden. Früher wurde das auf ein sensibleres „Körpergefühl“ bei weiblichen Patientinnen zurückgeführt, mittlerweile weiß man, dass das Immunsystem von Geschlechtshormonen beeinflusst wird.
ALLE MEDIZINISCHEN FACHGEBIETE
auf Geschlechtsunterschiede zu untersuchen ist eine der ersten Forderungen der Frauengesundheit. Bisher gelang das in unterschiedlichem Ausmaß. Fächer, in denen ein Fortschritt erkennbar ist, sind zum Beispiel die Kardiologie und die Neurowissenschaften.
GESUNDHEITSDATEN
für Frauen und Männer getrennt zu erheben war und ist eine weitere Forderung. Mittlerweile sind alle Gesundheitsberichte (Statistik Austria) nach Frauen und Männer getrennt ausgewiesen.
Vielen Dank für das Gespräch.
KONTAKTDATEN
Im Frauengesundheitszentrum an den tirol kliniken können Patientinnen ohne Überweisung Hilfe finden. Telefon: 0512 504 81827
FOTOQUELLEN
Beitragsbild: AdobeStock, alle anderen: Bader