Hundert Multiple-Choice-Fragen. Zwölf Fallbeispiele mit Unterfragen zu wichtigen Schlüsselkompetenzen. So ist die Europäische Facharztprüfung im Bereich Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde aufgebaut.

Dr. Annette Runge ist Fachärztin an der Innsbrucker HNO-Klinik.

Die ausgezeichnete Ausarbeitung dieser Prüfungsinhalte gelang Annette Runge: Als erste Kandidatin aus dem deutschsprachigen Raum hat sie die beste Europäische Facharztprüfung für HNO abgelegt. Dafür erhielt sie kürzlich am Internationalen HNO-Kongress in Brüssel den Klaus-Albegger-Award. Nach dem schriftlichen Teil der Europäischen HNO-Facharztprüfung in London, war Annette Runge erst skeptisch, ob sie überhaupt bestanden habe. Denn gerade bei Multiple-Choice-Fragen lässt sich das Ergebnis schwer einschätzen. Bei der mündlichen Prüfung in Wien hatte die Ärztin jedoch gleich ein gutes Gefühl. Es hatte sogar richtig Spaß gemacht, die unterschiedlichen Fälle zu diskutieren. Dennoch war sie überrascht, als Dozent Luxenberger und Professor Albegger auf sie zukamen und ihr zur Bestleistung gratulierten.

 

Die medizinische Ausbildung von Annette Runge begann in Leipzig. Schon nach dem ersten Studienjahr wusste sie in etwa, welcher Fachbereich der Spannendste für sie ist. Es folgten ein praktisches Jahr in Singapur und Zürich, eine Dissertation in der Ohrchirurgie in Leipzig und eine viereinhalbjährige Ausbildung an der HNO-Klinik des Gesundheits- und Pflegezentrums Rüsselsheim. Annette Runge wünschte sich dann das vielfältige Aufgabengebiet einer Universitätsklinik. Dieses fand sie schlussendlich an der Innsbrucker HNO-Klinik. Inwieweit sich dieser Werdegang bei der Ausbildung zur Fachärztin auf das ausgezeichnete Ergebnis ihrer Facharztprüfung ausgewirkt hat, wollten wir in einem persönlichen Interview selbst erfahren.

 

Sie haben damals zufällig von Ihrer jetzigen Stelle erfahren. Was hat Sie dazu überzeugt, die Facharztausbildung an der Klinik Innsbruck zu absolvieren?

Vor allem das Arbeitsklima und die gute Kommunikation untereinander gefallen mir sehr. Wir haben viele fachlich gut ausgebildete Leute – sowohl in der Diagnostik, als auch in der Pflege und im ärztlichen Bereich. Sehr angenehm sind auch die zur Verfügung stehenden Ressourcen: Was ich brauche, bekomme ich, und das immer sehr zügig. Generell finde ich Tirol toll – die Work-Life-Balance, die Möglichkeiten die man hat und ich habe auch sehr gut Anschluss gefunden.

  

Bei der mündlichen Prüfung mussten Sie unterschiedliche Fälle diskutieren. Konnten Sie auf Erfahrungen aus Ihrem Arbeitsalltag zurückgreifen?

Es ist tatsächlich so, dass die mündliche Prüfung sehr auf Fälle aus dem klinischen Alltag ausgerichtet ist. Beim schriftlichen Teil geht es um theoretisches Fachwissen. Man muss die Literatur und den aktuellen Forschungsstand kennen. Die mündliche Prüfung zielt sehr auf die „day-to-day-basis“ ab, natürlich unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Behandlungsrichtlinien. Da konnte ich sehr von meiner gesammelten Erfahrung an der HNO Universitätsklinik Innsbruck profitieren.

 

Welche weiteren Ziele verfolgen Sie und wie unterstützt Sie der Arbeitgeber dabei?

Ich möchte gerne weiterhin hier arbeiten, Oberärztin werden und Oberarztdienste besetzen. Dafür muss ich aber noch ein bisschen breiter aufgestellt sein und Routine gewinnen. Die Möglichkeiten dazu sind umfangreich: Es gibt ein sehr gutes operatives „teaching“ und durch die hervorragende technische Ausstattung können wir jeden Patienten „state of the art“ behandeln. Ich forsche auch und arbeite an sehr spannenden Projekten. Diese möchte ich fertigbringen und wenn es geht, dann gern auch damit habilitieren.

 

Was möchten Sie Ihren Kollegen noch mitgeben?

Was ich gerne betonen würde, ist die Europäische Facharztprüfung an sich. Ich finde es sehr erstrebens- und lohnenswert für Assistenzärzte, diese zu absolvieren. Im Bereich HNO kann die Prüfung schon im letzten Assistenzjahr gemacht werden und man erhält dafür einen Zuschuss von der österreichischen HNO-Gesellschaft. Die Sicherheit, einen europäischen Standard zu haben und auf einem Level mit anderen europäischen Ärzten kommunizieren zu können, ist Ziel dieser Prüfung. Es geht also darum, ein einheitliches europäisches Ausbildungsniveau zu erreichen. Das finde ich persönlich eine sehr schöne Gelegenheit. Jeder der diese Prüfung besteht, kann sich ganz sicher sein, dass er die Facharztprüfung in Österreich definitiv auch erfolgreich ablegen wird.

„Bei uns wird Ausbildung großgeschrieben, Glückwunsch an Frau Kollegin Runge“, zeigt sich HNO-Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. Herbert Riechelmann begeistert. Auch die tirol kliniken gratulieren zu dieser Leistung und wünschen für die Zukunft alles Gute!

 

Das Interview führte Sabrina Gattringer. Bilder: HNO/Stefan Walser