Unsere Serie rund um Nachhaltigkeit geht weiter. In unserem zweiten Interview haben wir mit Dr. Marion Schöpf gesprochen. Sie arbeitet am LKH Hall und ist Oberärztin an der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin. Gerade der viele Abfall, der in sterilen Bereichen entsteht, bringt die Ärztin zum Nachdenken.

 

Welche Rolle spielt für Sie privat das Thema Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit heißt für mich, mit den vorhandenen Ressourcen sorgsam umzugehen: z. B. bei Lebensmitteln auf unnötiges Verpackungsmaterial zu verzichten, mich möglichst vegetarisch zu ernähren und den Müll richtig zu trennen. Es geht auch darum, die Umwelt zu erhalten, denn sie hat einen wichtigen Einfluss auf unsere Gesundheit. Und gerade für mich als Ärztin sind die gesundheitsschädlichen Einflüsse wie der Smog, der durch den vielen Verkehr im Inntal verursacht wird, bedenklich.

 

Dr. Marion Schöpf ist Oberärztin an der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin am LKH Hall

Wie kann man als Mitarbeiter am Arbeitsplatz dazu beitragen?

Das Thema Abfall ist bei uns unter den Mitarbeitern ein häufiges Gesprächsthema. So wird das verpackungsreiche Essen aus den Automaten trotz guter Qualität als sehr unangenehm empfunden. In meinem Tätigkeitsbereich fällt aufgrund der Notwendigkeit steriler Bedingungen viel Müll an. Gerade der enorme Materialaufwand, der als Folge von Hygienevorschriften und Technisierung entsteht, bringt uns zum Denken. In der Anästhesie wurden die sterilen Sets früher als Mehrweg verwendet, heute sind sie auf Einweg umgestellt. Sehr viele ungebrauchte Materialien müssen weggeworfen werden. Doch es beginnt schon bei der Produktentscheidung: Hygienisch, preislich, aber auch nachhaltig einen Mittelweg zu finden, stellt uns vor besondere Herausforderungen, da uns das fachliche Know-how fehlt. Uns wäre sicher sehr geholfen, wenn uns Experten aus den tirol kliniken dabei unterstützen würden, das Produkt mit der besten Gesamtbilanz zu finden.

 

Was wäre Ihnen ein besonderes Anliegen?

Mir wäre wichtig, Nachhaltigkeit bereits bei der Beschaffung stärker einzufordern und Produktalternativen zu prüfen. Gleichzeitig geht es um Bewusstseinsbildung: Unsere Mitarbeiter sollten beim Thema Abfall geschult und sensibilisiert werden. Nur so können wir unsere Ressourcen besser schonen und in der Arbeit, aber auch privat etwas zur Nachhaltigkeit beitragen. Als Landesunternehmen haben wir da eine Vorbildfunktion.

 

Beschaffung und Abfall in den tirol kliniken

In den tirol kliniken liegen die jährlichen Ausgaben für Sachgüter und Dienstleistungen bei rund 230 Millionen Euro, das ist ca. ein Drittel des Gesamtbudgets. Für die Beschaffung von Medizinprodukten und nicht-medizinischen Ge- und Verbrauchsgütern ist ein zentraler Einkaufsverbund zuständig. Umweltfreundliche Produkte und Leistungen haben je nach Technikstand und Marktangebot Vorzug, das sagen unsere AGB. Doch rechtliche Vorschriften und undurchsichtige Lieferketten stellen eine große Herausforderung für Nachhaltigkeit in der Beschaffung dar. Umso größer ist der Einfluss, den unsere Mitarbeiter durch aufmerksame Produktauswahl und ressourcenschonende Güteranwendung im Rahmen einer optimalen Patientenversorgung auf den Einkauf und die Abfallvermeidung haben.

 

Abfall geht uns alle an!

Durch den Verbrauch der Sachgüter ist auch die anfallende Abfallmenge hoch. Allein an der Klinik Innsbruck sind es täglich ca. 12.000 kg Abfall, die in bis zu 60 verschiedene Fraktionen getrennt werden: von Altstoffen über Bio-, Siedlungs- und medizinischen Abfall bis hin zu gefährlichen Abfällen. Dafür braucht es maßgeschneiderte Trenn- und Erfassungssysteme. Ein ausgeklügeltes Farbleitsystem und gute Handlungsanweisungen unterstützen unsere Mitarbeiter Innen bei der komplexen Abfalltrennung. Eine umfassende Kontrolle durch regelmäßige Begehungen, Dokumentation und Mitarbeiterschulungen gehört dazu. Ein zentrales Abfall- und Gefahrgutmanagement optimiert dabei die Prozesse. Zusätzlich erfüllen standorteigene Abteilungen und spezifische Abfallwirtschaftskonzepte die gesetzlichen Vorgaben für Abfalltrennung und -logistik. Überregionale Abfalltransporte werden nach Möglichkeit mit der Bahn abgewickelt. Bei der Abfallvermeidung und -entsorgung ist uns wichtig, dass alle Berufsgruppen ihren Beitrag leisten.

 

Nachhaltigkeit ist kein kurzfristiger Trend. Es geht um eine Denkhaltung. Es geht darum, das Klima durch eine veränderte Lebensweise zu stabilisieren und bewusst mit unseren vorhandenen Ressourcen umzugehen. Wir wissen, dass das nicht von heute auf morgen geschieht – dazu braucht es einen langen Atem. Und es braucht viele Unterstützerinnen und Unterstützer. Bei 8.500 Mitarbeitern kann aber jeder noch so kleine Beitrag in Summe eine große Wirkung haben.