In unserem letzten Interview der Nachhaltigkeitsserie geht es um gesellschaftliche Verantwortung. Für Diplompflegerin und Kinästhetiktrainerin Beate Steixner-Bartl bedeutet eine Form der Nachhaltigkeit, Patienten dabei zu unterstützen, ihre körperlichen Ressourcen besser zu nutzen und gleichzeitig die Pflegenden zu entlasten. Sie erzählt uns aus Sicht der Pflege, welche Aufgaben auf uns zukommen, um die Selbstständigkeit in unserer immer älter werdenden Gesellschaft zu erhalten.

Welche Rolle spielt für Sie das Thema Nachhaltigkeit?

Beate Steixner-Bartl, Diplompflegerin und Kinästhetiktrainerin

Das Wort Nachhaltigkeit ist leider sehr strapaziert. Für mich bedeutet es, dass jede und jeder Verantwortung für das eigene Handeln und die Mitmenschen übernimmt. Mein Fachbereich, die Kinästhetik, hat unmittelbar mit Nachhaltigkeit zu tun: Denn es geht um die Wertschätzung und Förderung der eigenen Gesundheit. In den Kinästhetik-Schulungen lernen Pflegemitarbeiter die Bewegungskompetenz der Patienten schonend, aber gezielt zu unterstützen. Patienten werden dazu angeleitet, ihre vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen. Auch die Pflegenden arbeiten dadurch mit weniger Kraftanstrengung und haushalten so besser mit den eigenen Ressourcen – für beide ein nachhaltiger Nutzen.

Seit zwei Jahren bieten wir aber nicht nur für Mitarbeiter Fortbildungen an. Viele unserer Patienten sind nach dem Krankenhausaufenthalt auf häusliche Pflege angewiesen. Das stellt Angehörige oft vor eine Herausforderung. Hier setzt die kostenlose zweiteilige Schulung Familiäre Pflege an. Angehörige erhalten von speziell ausgebildeten Trainern Informationen über sichere Raumgestaltung, Umgebungsanpassung, Hygiene, Körperpflege und Inkontinenz. Ein wichtiger Teil ist auch die Mobilisation und das Thema Sturz. Neben aktiver Hilfestellung für den Alltag gibt es umfangreiche Fortbildungsunterlagen. Die Angehörigen nehmen das sehr wertschätzend an. Der Austausch untereinander und unsere Tipps helfen, auch sensible Themen gut in den Griff zu bekommen.

 

Was wäre Ihnen ein besonderes Anliegen?

Patienten werden immer älter und multimorbider. Unsere Aufgabe ist es dabei, den Bedürfnissen dieser Altersgruppe gerecht zu werden und ihre Selbstständigkeit zu erhalten. Sei es durch Sensibilisierungsmaßnahmen oder durch interne Projekte und Schulungen. Aber es ist wichtig, mit den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen systematisch zusammenzuarbeiten, um die Ressourcen aller Beteiligten gezielt zu nutzen und Unterstützungs- und Schulungsangebote an deren Bedürfnissen auszurichten.

 

 

Gesellschaftliche Verantwortung in den tirol kliniken

Als Tiroler Landesunternehmen tragen wir nicht nur Verantwortung für unsere Patienten und Mitarbeiter. Wir sind den Gesetzgebern und der Öffentlichkeit verpflichtet. Wir übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und richten unseren Blick verstärkt über die Grenzen unserer Krankenhäuser hinaus. Wesentlich sind dabei die Themen Vor- und Nachsorge.

 

Gesundheitsnachsorge

Unsere Gesellschaft wird immer älter – rund 36 % der Tiroler sind über 65 Jahre alt. Durch Schulungen wie „Der alte Mensch im Krankenhaus“ oder die Initiative „Demenz braucht Kompetenz“ sensibilisieren wir unsere Mitarbeiter für die besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe. Doch was tun, wenn diese Patienten unser Krankenhaus verlassen? Ein pflegebedürftiger Mensch stellt Angehörige vor spezielle Herausforderungen. Daher werden für die Pflege zu Hause verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten angeboten. Das spitalsübergreifende TGF-Projekt „Familiäre Pflege“ bietet seit 2018 spezielle Pflegeberatung für Angehörige. In dieser Schulung erhalten Interessierte Informationen, Tipps und aktive Hilfestellungen für den Alltag. Bisher haben an der Klinik Innsbruck 180 Angehörige teilgenommen. Was uns besonders freut: Das Projekt wurde mit dem Integri-Preis ausgezeichnet.

Gesundheitsvorsorge

Wir möchten die Bevölkerung über gesundheitsrelevante Themen informieren und Bewusstsein schaffen. Das tun wir in Kooperation mit ORF und Kronenzeitung über die Tiroler Gesundheitsgespräche oder Ambulanz TV – einem neuen Informationskanal in unseren Wartebereichen. Wir unterstützen Veranstaltungen wie das Teddybärkrankenhaus, bei dem jährlich 2.200 Kindern die Angst vorm Krankenhaus genommen wird. Der Schutz unserer Umwelt ist uns wichtig. Wir versuchen, mögliche negative Auswirkungen unseres Unternehmens auf die Umwelt zu verringern. Seit 2017 sind die tirol kliniken Klimabündnis-Partnerbetrieb. Wir haben uns einem ganzheitlichen Klimacheck unterzogen und uns Klimaziele zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz gesetzt.

 

Projekte und Initiativen

Beim Projekt „Der alte Mensch im Krankenhaus“ wurden an der Klinik Innsbruck seit 2004 bereits 30 Abteilungen mit rund 400 Mitarbeitern geschult. Mit der Initiative Demenz braucht Kompetenz möchten wir Betroffene, deren Familien und unsere Mitarbeiter im oft gar nicht demenzgerechten Krankenhausalltag entlasten. Seit 2015 wurden 4.000 Mitarbeiter aus allen Bereichen geschult. Über 200 Memory Nurses und Memory Beauftrage beraten und unterstützen im Krankenhausalltag. Mehr zur Initiative finden Sie unter demenz.tirol-kliniken.at.

 

Um Patienten und Angehörige im Alltag zu unterstützen, beraten und instruieren ausgebildete Mitarbeiter zu Brustgesundheit, Diabetes, chronisch entzündliche Darmerkrankung, Rheuma, Stillen, Herzinsuffizienz, Wundversorgung, Entlassung aus dem Krankenhaus, Neugeborenenpflege und vieles mehr.