In Österreich erkranken pro Tag drei Menschen an Blutkrebs. Bei diesen Patienten muss das blutbildende System komplett neu gestartet werden. Gesunde gespendete Stammzellen sind da oft die einzige Heilungschance. Mag. Manfred Gaber leitet den Blutspendendienst vom Roten Kreuz und informiert uns über diese überlebenswichtige Methode.

 

Warum ist eine Stammzellspende so wichtig?

Manfred Gaber, Leiter Blutspendedienst Tirol

Für Patienten, die an Leukämie oder einer Art von Lymphknotenkrebs erkrankt sind, ist eine Stammzellspende oftmals die einzige Heilungschance. Denn das eigene Knochenmark ist nicht mehr in der Lage, rote und weiße Blutkörperchen und Blutplättchen zu bilden. Voraussetzung für eine Spende ist die optimale Übereinstimmung der Gewebemerkmale. Die Chancen, einen passenden unverwandten Spender zu finden, stehen jedoch bei 1 zu 500.000. Dabei sind wir auch international vernetzt. Obwohl weltweit rund 30 Millionen Personen registriert sind, finden nur 80 Prozent der Patienten einen passenden Spender. Darum ist es umso wichtiger, dass sich möglichst viele gesunde Menschen registrieren. In Österreich empfangen jährlich ca. 200 Patienten eine Stammzellspende.

 

Wer kann spenden?

Dafür infrage kommen gesunde Menschen, die zwischen 18 und 55 Jahre alt sind – die Registrierung ist aber nur bis zum 45. Lebensjahr möglich. Je jünger ein Spender ist, desto besser ist seine Stammzellenqualität. Man darf weder unter- noch übergewichtig sein, die Grenze liegt da bei einem Mindestgewicht von 50 kg und einem maximalen BMI von 40. Sollten die Bedingungen für eine Blutspende erfüllt sein, steht grundsätzlich auch einer Stammzellspende nichts im Weg. Die Registrierung der Spender erfolgt in einem der fünf Stammzellspenderzentren Österreichs. Das Zentrum in Tirol ist in der Blutbank der Innsbrucker Klinik.

 

Wie funktioniert die Registrierung?

Rotes Kreuz

Jeder zwischen 18 und 45 Jahren kann sich kostenlos registrieren lassen. Entweder direkt auf der Blutbank oder bei allen mobilen Blutspendenaktionen des Roten Kreuzes in ganz Tirol. Alternativ kann man sich auch online registrieren. Man bekommt dann ein komplettes Registrierungsset per Post zugeschickt. Den Wangenabstrich kann man problemlos und einfach selbst durchführen. Daraus werden dann die Zellen gewonnen, um die notwendigen Gewebemerkmale bestimmen zu können. Die erhobenen Daten werden anschließend noch anonymisiert in das Österreichische Stammzellspenderregister eingepflegt und stehen weltweit für Suchanfragen zur Verfügung.

 

Was passiert, wenn es eine Übereinstimmung gibt?

Passen die Gewebemerkmale zu einem Patienten, wird der Spender kontaktiert. Über eine Blutabnahme wird nochmals überprüft, ob alles optimal übereinstimmt. Dann erfolgt noch eine medizinische Voruntersuchung und es kann losgehen. Spender haben jederzeit ein Rücktrittsrecht. Um aber nicht kurzfristig abzusagen, sollte man sich gut informieren und von Anfang an sicher sein, denn das könnte den Empfänger in akute Lebensgefahr bringen.

 

Welche Arten der Entnahme gibt es und wie läuft die Spende ab?

Man unterscheidet zwischen der Stammzellspende aus dem Blut und der Knochenmarkspende. Bei der häufiger durchgeführten peripheren Stammzellspende – also aus dem Blut – erhält der Spender über mehrere Tage einen Wachstumsfaktor. Dadurch werden vermehrt Blutstammzellen produziert. Anschließend werden etwa 200 ml der Stammzellen ambulant entnommen. Der Vorgang dauert ca. fünf Stunden. Nebenwirkungen können Kopf- und Gliederschmerzen sein, die aber kurz nach der Entnahme wieder abklingen. Nach dieser Spende kann man gleich wieder nach Hause gehen.

 

Weit seltener ist die Knochenmarkspende – sie wird vor allem für manche Leukämieformen bei Kindern gebraucht. Hier wird etwa ein bis 1,5 Liter Knochenmark durch eine Punktierung in den Beckenknochen entnommen. Das geschieht unter Vollnarkose und dauert etwa eine Stunde. Der Spender bleibt zur Beobachtung eine Nacht stationär im Krankenhaus. Durch die Operation besteht ein geringes Narkoserisiko. Rund um die Einstichstelle können sich blaue Flecken bilden, aber im Normalfall gibt es keine Folgeerscheinungen. Und auch das entnommene Knochenmark bildet sich in ein paar Wochen wieder vollständig nach.

 

 

Sie möchten sich registrieren?

 

Österreichisches Rotes Kreuz
Telefon: 0800 – 190 190
www.roteskreuz.at/stammzellen

 

oder

 

Zentralinstitut für Bluttransfusion der Klinik Innsbruck

Telefon: +43 (0) 512/504-22935

www.blutbank-innsbruck.tirol-kliniken.at

 

Bildquellen: Titelbild (pixabay), Manfred Gaber (Seiwald), Registrierungsset (Rotes Kreuz), Blutspende (Gerhard Berger)