Im Bett bleiben und sich schonen ist für viele im Krankheitsfall selbstverständlich. Aber wann hilft die klassische „Bettruhe“ wirklich? Warum ist Ruhe bei Infekten angesagt und welche Rolle spielt das richtige Maß an Bewegung? Internistin Andrea Scholl, Oberärztin an der Station Infektionlogie 1 an der Innsbrucker Klinik, gibt Auskunft.
In der Ruhe liegt die (Abwehr-)Kraft
Husten, Schnupfen, Fieber – bei einer Erkältung will man meistens nur eines: im Bett bleiben. Medikamente lindern zwar die Symptome, doch der Körper braucht trotzdem Ruhe. „Bei einer akuten Infektion wird das Immunsystem hochgefahren – Millionen Zellen werden gebildet, um Krankheitserreger zu bekämpfen“, erklärt Internistin Andrea Schroll. Medikamente können helfen, damit man sich besser fühlt, „aber der Infekt ist trotzdem noch da.“
Medikamente können helfen, damit man sich besser fühlt, aber der Infekt ist trotzdem noch da.

Station Infektiologie 1, Klinik Innsbruck
Als verantwortliche Oberärztin der Station Infektiologie 1 an der Universitätsklinik für Innere Medizin II kennt sie die Bandbreite von Infektionskrankheiten und weiß, wie wichtig Schonung und Zeit zur Erholung auch bei den jährlichen „grippalen Infekten“ sind. „Wir sehen auffällig viele Patientinnen und Patienten, die großen Druck haben, schnell wieder zu arbeiten. Das ist meistens kontraproduktiv, weil sich Infekte dann verschlechtern und man ja auch nicht leistungsfähig ist“, betont sie.
Achtung Herz!
Die Gefahr der umgangssprachlichen „verschleppten Grippe“ gibt es nämlich durchaus: „Wer sich zu früh wieder belastet, riskiert eine Erschöpfung des Immunsystems, chronische Müdigkeit oder sogar eine Herzmuskelentzündung“, so Schroll. Im Falle einer Herzmuskelentzündung ist Ruhe und Schonung wörtlich zu nehmen. Belastet man sein Herz trotzdem zu stark, kann es zu einer dauerhaften Schädigung kommen. Sport hat in dem Fall für ein paar Monate Pause und ist erst nach einer kardiologischen Abklärung wieder zu empfehlen.

Ruhe, aber in mobil bleiben
Egal ob virale Erkrankungen wie das Eppstein-Barr-Virus, COVID-19 oder Influenza: Ruhe fördert die Genesung. „Wobei Ruhe nicht heißt, dass man die ganze Zeit im Bett liegen muss“, ergänzt Schroll. Zu wenig Bewegung über eine lange Zeit birgt auch Risiken, wie Thrombose, Abbau der Muskulatur oder auch depressive Verstimmungen. „Es gibt Studien in Bezug auf stationäre Patienten mit Lungenentzündung, die zeigen, dass sich eine frühe Mobilisierung positiv auf die Genesung auswirkt.“ Nicht nur Ruhe, sondern auch Bewegung ist für die Erholung wichtig, „natürlich immer angepasst an den Gesundheitszustand.“
Wobei Ruhe nicht heißt, dass man die ganze Zeit im Bett liegen muss
Gesund schlafen
„Schlaf ist das A und O, mit oder ohne Infekt“, ist die Oberärztin über zeugt. „Viele unterschätzen, wie
wichtig Schlaf für die Gesundheit ist“. Nämlich nicht nur für die Genesung im Krankheitsfall, sondern auch für die Gesundheit allgemein: „Zu wenig Schlaf ist ein Stressfaktor für den Körper, der sich auf Herz, Kreislauf und Psyche auswirken kann.“ Gut ausgeschlafen ist das Immunsystem jedenfalls besser für den nächsten Virenangriff gewappnet.
Gut ausgeschlafen ist das Immunsystem jedenfalls besser für den nächsten Virenangriff gewappnet.

Dieser Text ist als Teil des Artikels „Therapie: Bettruhe!?“ in der Dezemberausgabe „Ruhe“ des tirol kliniken-Magazins HOCH³ erschienen.


