„Annelies, bist du eh wieder da, wenn ich das nächste Mal reinkommen muss?“, „Ohne dich ist es nicht so lustig“… wenn Annelies Trimmel solche Rückmeldungen der kleinen und größeren Patienten der Kinderklinik in Innsbruck bekommt, weiß sie, dass angekommen ist, was sie vermitteln möchte: Wärme, Ablenkung und Abstand von der Krankheit.

Die Kindergartenpädagoginnen der Innsbrucker Kinderklinik: v.l.: Anna-Lena Kriner (Station A), Barbara Kluibenschädl (Station C), Hildegard Ploner (Station D), Anna Schneitter (Onkologie), Claudia Zeiringer (Station C), Annelies Trimmel (Station B)

Annelies Trimmel ist wie fünf weitere Kindergartenpädagoginnen für die klinikinternen Spielräume der fünf Stationen auf der Innsbrucker Kinderklinik zuständig. Jede Pädagogin betreut eine Station. Sie tauschen sich aber regelmäßig aus und stehen in engem Kontakt.

Ein Kindergarten für Kinder, die als Patienten stationär aufgenommen werden, läuft anders ab als ein Kindergarten außerhalb der Krankenhauswände. Die Altersgrenze ist nicht beschränkt – weder nach oben noch nach unten. Die Stationen haben Spielzimmer mit Spielsachen für viele Altersgruppen. Aber nicht immer können die Patienten in diese Räume kommen. Bei ansteckenden Krankheiten gehen die Pädagoginnen eben in die Zimmer hinein; je nach Krankheit auch in voller Schutzausrüstung.

Eigene Kindergartenpädagogen gab es nicht schon immer und gibt es auch nicht in allen Krankenhäusern. Es macht aber Sinn, weiß Annelies Trimmel zu berichten. Eine kleine Patientin oder ein kleiner Patient, die/der auch während der Therapie Kind sein kann und Phasen hat, in denen die Krankheit ausgeblendet werden darf, durchläuft eine schnellere Genesung. Die Pflege hat neben den vielen Aufgaben, die sie zu bewältigen hat, nicht Zeit, diese Art der Betreuung auch noch zu übernehmen.

Die Pädagoginnen gestalten nicht nur den Klinikalltag der Kinder abwechselnder, sie ermöglichen den begleitenden Eltern ebenso oft eine kurze Auszeit von der ständigen Betreuung. Und wenn es nur für eine kurze ungestörte Dusche ist. Und sie hören auch zu, wenn Mama oder Papa jemanden zum Reden brauchen.

 

Flexibilität ist das A und O im Arbeitsalltag der Kindergartenpädagogen eines Krankenhauses. Welche Kinder in der Früh dazu gekommen sind, wer aus dem Zimmer herausdarf, wer geht, all das erfahren sie erst bei Dienstantritt am Morgen. Oft geht es den jungen Patienten nicht immer gleich. Spiele können jederzeit von wichtigen Untersuchungen unterbrochen werden. Diese gehen immer vor – das wissen die Kinder ebenso wie die Betreuerinnen.

Um als Kindergärtnerin (derzeit sind an der Innsbrucker Klinik nur Frauen in diesem Bereich tätig) im Krankenhaus arbeiten zu können, benötigt man die klassische Ausbildung zur/zum Kindergartenpädagogin/-pädagogen. In jedem Fall muss große Flexibilität vorhanden sein und die Gabe sich auf unterschiedliche Kinder und deren Eltern sehr schnell einstellen zu können. Denn die Begleitpersonen sind anders als im „normalen“ Kindergarten sehr viel dabei.

Medizinisches Wissen braucht man nicht, meint Annelies. Mit der Zeit bekomme man einiges mit. Es soll aber auch so sein, dass in den Spielzimmern die Krankheit vor der Tür gelassen wird. Hier sollen die Kinder eine Oase finden, in der weder untersucht wird, noch die Krankheit im Vordergrund steht. Hier sollen sie sich frei fühlen und einfach Kind sein können.

Das Schöne an dieser Art den Beruf auszuüben ist für Annelies Trimmel die Eins-zu-eins-Betreuung, die sehr oft zustande kommt. Gerade auf der Station, wo sie arbeitet, haben viele Kinder chronische Krankheiten. Sie bleiben oft Wochen und kommen immer wieder. Besonders berührend ist es, wenn ehemalige Patientinnen und Patienten bei Kontrollterminen vorbeikommen und nach „ihrer“ Annelies fragen.

Die Adventzeit wird auf den Kinderstationen natürlich auch in den Klinikalltag eingebracht. Die Gänge werden geschmückt, Adventkalender verteilt, Kekse verziert, der Nikolaus bringt den Kindern kleine Gaben (dieses Jahr auf Grund von COVID-19 nicht persönlich) und im Nachdienst auf den 24. Dezember bereiten die Helferlein vom Christkind alles für die Bescherung vor. Unter dem geschmückten Baum wird jedes stationäre Kind ein Geschenk für sich finden.

 

 

Vielen Dank für das Gespräch!

Eine kindergerechte Erklärung rund um das Thema Krankenhaus bietet Schorschi das kleine Eichhörnchen in Form von Kurzvideos.

Bilder: tirol kliniken, Gerhard Berger (Foto Theater)