Auch meine Wenigkeit isst gerne Süßes. Etwas mehr Bedacht beim Konsum von Zucker und eine gesunde Portion Bewegung können aber auf keinen Fall schaden. Weniger Zucker bei Kindern und Jugendlichen ist besonders heutzutage ein wichtiges Thema geworden.
Dinge wie Smartphones oder Spielkonsolen waren zur Jugendzeit des Autors Fremdwörter, und Freizeit fand größtenteils im Freien statt. Heute bilden zuviele Fertigprodukte, Süßigkeiten oder Fast Food und fehlende Bewegung einen fatalen Mix: Immer mehr Kinder in den heimischen Schulklassen sind anfällig für Übergewicht oder auch Adipositas.
Je früher wir auf gesunde Ernährung achten – das ganze Jahr durch und im Idealfall von Kindesbeinen an – desto länger erhalten wir unsere Lebensqualität. Eine gewisse Menge Zucker – wie er in natürlicher Form in den meisten Lebensmitteln vorkommt – ist für unseren Körper wichtig. “Zucker, wie ihn unser Körper braucht, ist in verschiedenen Lebensmitteln enthalten. Durch Essen wir Brot oder Nudeln, nehmen wir ebenso Zucker zu uns. Eine andere Art der Verpackung ist Obst”, meint Frau Priv.-Doz. Dr. Sabine Scholl-Bürgi, Oberärztin an der Innsbrucker Kinderklinik auf die Frage, in welcher Form wir Zucker in gesunder Weise zu uns nehmen können.
Weniger Zucker bei Kindern: konsumieren junge Österreicher zu viel davon?
Werbung und Lebensmittelindustrie verkaufen uns Dinge als attraktiv oder „gut für die Seele“ und Kinder werden natürlich dadurch angelockt. Erfrischungsgetränke, Pommes und Ketchup, ein Schokocroissant zum Frühstuck oder gar die Snacks für die Zugfahrt zwischen Schule und Zuhause – all das steht bei vielen Kindern auf der Tagesordnung. Doch diese Produkte enthalten eine große Menge an industriellem Zucker. Daher ist es so wichtig, auf die Dosis aufzupassen. Die Currywurst aus der Kantine und der Burger aus dem Fast-Food-Laden sollten nur in Maßen verzehrt werden, genauso wie andere Lebensmittel, die zwar unschuldig aussehen, aber im Übermaß schädlich werden können (wie etwa Marmelade, Müsliriegel, Fruchtjoghurt oder sogar salzige Knabbereien).
Wer in jungen Jahren einen vernünftigen Umgang mit Nahrungsmitteln lernt, profitiert für sein ganzes Leben. Dafür sind in erster Linie Eltern, aber auch weitere Erzieher (wie z.B. in den Schulen) verantwortlich. Ein Pausenbrot mit etwas Butter ist relativ schnell geschmiert, dazu Apfel oder Banane und eine Flasche frisches Leitungswasser – nicht die überzuckerte Variante mit Fruchtgeschmack aus dem Supermarkt. Fertig ist die gesunde Jause! Es ist nicht nur gesünder, sondern auf Dauer auch viel günstiger.
Ganz ohne muss es ja auch nicht sein. Wer trotzdem nicht komplett auf Süßes verzichten möchte, kann ja mal dieses Rezept ausprobieren. Auf dieser Seite gibt es viele weitere gesunde Rezeptideen.
“Schau, dass du immer genug Salz, Mehl und Zucker eingelagert hast”, hat der Opa des Autors ihm bei jedem Besuch ans Herz gelegt. Der alte Herr machte beide Weltkriege mit. Mehl wurde aus dem eigenen Getreide selbst gemahlen, Salz und Zucker mussten teuer gekauft werden. Als Bergbauer “verbrannte” er zeitlebens außerdem jede Menge Kalorien. Im Vergleich dazu verbringen wir heute sehr viel Zeit im Sitzen. Das hat auch eine Auswirkung auf Kinder, denn sie machen all das, was sie beobachten, nach und werden dadurch bequemer.
Der Körper verwandelt Zucker in Energie
“Zum Erledigen der vielen täglichen Aufgaben während eines menschlichen Lebens braucht unser Organismus Energie in Form von ATP“, erklärt Dr. Scholl-Bürgi. “Hergestellt wird dieses ATP in den Mitochondrien (das sind die Kraftwerke unserer 100 Billionen Körperzellen). Den Rohstoff für die Energiegewinnung bekommen diese Kraftwerke mehrmals täglich.”
Nach der Nahrungsaufnahme werden alle Nährstoffe aufgespalten und Traubenzucker (“Glukose”) produziert. “In guten Zeiten wird dieser Traubenzucker in den Zelldepots rund um Bauch und Magen eingelagert. In schlechten Zeiten wird damit die Energiegewinnung angeworfen. Gehen die Zuckermoleküle zur Neige, werden die körpereigenen Fettreserven für die Zuckerproduktion angezapft.” Diese Arbeit macht unser Körper übrigens 24 Stunden ununterbrochen. “Ohne gewerkschaftlich verordnete Ruhezeit und bis zum letzten Atemzug”, so die Oberärztin an der Innsbrucker Unversitätsklinik für Pädiatrie weiter.
Gesunde Ernährung: Mehr als eine Modeerscheinung
“Wer sich selbst mal ein Müsli aus Haferflocken, Nüssen, Obst und Joghurt zubereitet hat, erkennt den geschmacklichen Unterschied”, so Scholl-Bürgi, “aber auch das Müsli aus dem 750-Gramm-Karton lässt sich verfeinern.” Zudem bieten frisch ausgepresste, ungezuckerte Säfte aus Orangen, Äpfeln oder Karotten ein fantastisches Geschmackserlebnis.
Mehr Bewegung für Kinder und Jugendliche … aber auch für Erwachsene
Vor wenigen Monaten konnten wir den weihnachtlichen Süßigkeiten kaum widerstehen. Jetzt naht Ostern mit großen Schritten und allerhand Köstlichkeiten. Weit weniger Freude als wir selbst hat unser Körper damit. Eine Invasion von Kalorien und Zucker bedeutet jede Menge Arbeit.
Die perfekte Kombination besteht für die Medizinerin aus ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung. Das haben wir bestimmt alle mindestens einmal gehört, dennoch ist es erstaunlich, wie viele es trotzdem nicht umsetzen. Gesellschaftliche Ächtung (Stichwort Mobbing) und ein vermindertes Selbstwertgefühl stehen an der Tagesordnung, denn die Werbung vermittelt mit teils spindeldürren Models ein Idealbild des Menschen der Gegenwart. Bewusste Ernährung und die tägliche Turnstunde an allen österreichischen Schulen wären richtungsweisende Schritte.
Kinder und Jugendliche sollten eben von uns Erwachsenen lernen, dass man auch Spaß haben kann, wenn man einmal das Smartphone daheim lässt und dafür den Tag auf den Bergen oder im Wald verbringt. Es liegt an uns, ein gutes Vorbild zu werden.
Vielen Dank an Frau Priv.-Doz. Dr. Sabine Scholl-Bürgi für die hilfreichen Informationen.