Verena Friedrich ist Memory Nurse an der Klinik Innsbruck. Sie arbeitet mit ihren Patienten gegen das Vergessen.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Job?

Demenz ist bunt und bunt sind auch die Möglichkeiten, diese Erkrankung zu begleiten. Die Realität geht vom Patienten aus – ich nehme mir Zeit, gehe auf ihn ein und begleite ihn. Kreativ, flexibel und wertfrei. Und jedes Mal wird man aufs Neue überrascht. Gerade diese Individualität gefällt mir an meiner Arbeit.

Als Memory Nurse unterstütze ich das betreuende Personal durch Pflegeberatungen. Wir erarbeiten für jeden Patienten ein individuelles Betreuungskonzept – das gibt den Betroffenen Halt und Sicherheit. Wir sehen uns aber auch als eine Art „ Vernetzer“ der unterschiedlichen Berufsgruppen. Denn nur gemeinsam entstehen die besten Ideen und ein „rundes“ Konzept. Mir macht meine Arbeit, die auch viele Tätigkeiten im Büro beinhaltet, sehr viel Freude und ich bin dankbar, dass wir von allen Seiten so viel Unterstützung erhalten.

Welche Tipps können Sie Betroffenen oder Angehörigen geben, wie hält man sein Gedächtnis fit?

Spielen Sie Karten und Würfelspiele. Das trainiert Ihr Gehirn besser als Kreuzworträtsel, weil man sich immer wieder auf neue Karten oder Würfelkombinationen einstellen muss. Dabei ist Ihr Gehirn im Höchstlaufmodus und es macht zudem richtig Spaß. Oder belegen Sie Sprachkurse. Eine neue Sprache zu lernen, stellt Ihr Gehirn vor große Herausforderungen und erweitert Ihren „Gehirnspeicher“ massiv. Schon bei Kindern wirkt sich Zweisprachigkeit laut Studien positiv auf die Gehirnentwicklung aus. Wenn Sie viel vergessen, arbeiten Sie mit Post-it‘s, die Sie auf die Ausgangstüre kleben. Spätestens beim Verlassen Ihrer Wohnung werden Sie den Zettel entdecken und sich erinnern.

Wie sieht es bei der Ernährung, beim Lebensstil aus?

Eine gesunde und energiereiche Ernährung ist wichtig. Speziell schon im „ Midlife“-Alter, also schon ab dem 50. Lebensjahr. Denn bereits dort kann sich ein ungesunder Lebensstil wie schlechte Ernährung, Rauchen oder Übergewicht negativ auf Ihre Gedächtnisleistung im Alter auswirken. Achten Sie auf ein gesundes Gewicht und einen guten Blutdruck. 

Lassen Sie auch Ihren Vitamin-D-Spiegel beim Hausarzt kontrollieren. Ein Mangel kann Ihre Hirnleistung ebenfalls schwächen. Auch erholsamer und ausreichender Schlaf – also eine gute Schlafhygiene – ist für Ihr Gehirn wichtig. Regelmäßiger schlechter Schlaf kann laut Studien Ursache für eine Störung der Hirnleistung sein. Halten Sie Ihren Haushalt möglichst klein und übersichtlich. Vielleicht ist das ein guter Zeitpunkt, um einmal so richtig „auszumisten“. Weniger ist übersichtlicher.

Gehen Sie regelmäßig an die frische Luft und machen Sie Spaziergänge. Das ist gesund für Geist und Körper. Mens sana in corpore sano. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, sagten schon die alten Römer.

Und wie wichtig ist soziale Interaktion?

Sehr wichtig. Pflegen Sie regelmäßig Kontakte in Ihrem Bekanntenkreis. Denn Freundschaft bereitet Freude und aktiviert. Gemeinsam macht vieles mehr Spaß. Grundsätzlich: Tun Sie Dinge, die Ihnen Spaß machen. Nehmen Sie bei Vereinen oder Gruppenaktivitäten teil. Dadurch bleiben Sie aktiv. Und zuletzt: Versuchen Sie manches mit Humor zu nehmen, das macht das Leben um einiges lustiger!

An wen können sich Betroffene und Angehörige in den tirol kliniken wenden?

Wenn Sie Unterstützung in der Pflege und Betreuung brauchen, können Sie sich gerne an uns Memory Nurses wenden. Wir sind speziell ausgebildete Pflegepersonen, die Betroffene und Angehörige beraten. Sie erhalten Informationen zu Hilfsmitteln oder zum Umgang mit schwierigen Situationen, aber auch Tipps und Gestaltungsmöglichkeiten für Aktivierung, Sicherheit und Orientierung im häuslichen Umfeld.

Demenz braucht Kompetenz & Memory Netzwerk

Demenz braucht Kompetenz ist eine Initiative der tirol kliniken für mehr Sensibilität für Menschen mit Demenz und akuter Verwirrtheit im Krankenhaus. Ende 2017 stehen Ihnen in den tirol kliniken bereits 11 Memory Nurses (bereichsübergreifend) und 173 Memory Beauftragte (Stationen/Funktionsbereiche) zur Verfügung. Als Multiplikatoren und Ansprechpersonen vor Ort bilden sie das Experten-Netzwerk für die Weiterentwicklung und nachhaltige Umsetzung in der Praxis. Hier finden Sie Ansprechpartner, Tipps und Informationen rund um die Initiative.

Praxistag „Demenz – den Alltag meistern“

Am 30. November 2017 findet der zweite Praxistag „Demenz – den Alltag meistern“ an der UMIT in Hall statt. Bei der Veranstaltung erhalten Betroffene und Interessierte Informationen zu Demenz, können Experten befragen und haben die Möglichkeit, sich zu vernetzen. In einem Vortrag, fünf Workshops und einer Gedächtnisstraße werden die brennendsten Themen behandelt und aktuelles Wissen geteilt. Ein paar freie Plätze gibt es noch. Hier geht es zur Anmeldung.