Er ist gleichermaßen eines der empfindlichsten und wichtigsten Organe des Menschen: der Darm. Hinlänglich bekannt ist auch, dass die Darmgesundheit Grundvoraussetzung für ein langes Leben ist. Vernachlässigt wurde allerdings der psychische Aspekt. Denn der Darm steuert gewissermaßen auch die Emotionen eines Menschen.

Darm-Hirn-Achse

Ein Experte hinsichtlich Darmerkrankungen ist Primar der Abteilung für Innere Medizin am LKH Hall Univ.-Prof. Dr. Ivo Graziadei, der aufzeigt: „Die Wichtigkeit der Darm-Hirn-Achse zur Erklärung verschiedenster Magen- und Darmbeschwerden hat massiv an wissenschaftlicher Bedeutung gewonnen und ist Inhalt zahlreicher aktueller Studien.

Bei vielen Magen-Darm-Erkrankungen handelt es sich nämlich um so genannte funktionelle Störungen, die ihre Ursache ganz wesentlich in der Psyche haben. Substanzen wie Serotonin, Dopamin oder Histamin regulieren nicht nur die Funktionen des Gehirns und des Nervensystems, sondern spielen auch in der Funktion des Darmes eine zentrale Rolle.“

Hochaktive Immunzellen

Beim erwachsenen Menschen ist der Darm, der unterteilt ist in Zwölffingerdarm, Dünndarm, Blinddarm mit Wurmfortsatz und Dickdarm, 5,5 bis 7,5 Meter lang. Wegen der feinen Darmzoten beläuft sich seine Oberfläche auf nicht weniger als 32 Quadratmeter. Die Gesamtheit der unzähligen Mikroorganismen im Darm, im Speziellen Bakterien und Pilze, wird als Darmflora bezeichnet.

Der Darm ist durchsetzt mit hochaktiven Immunzellen, welche die diversen Bakterien und andere Schadstoffe verarbeiten müssen. Gemeinsam mit der Leber fungiert der Darm überdies als wichtiger Abwehrmechanismus. Gerät die mikrobiologische Zusammensetzung im Darm durcheinander, können neben Magen- und Darmbeschwerden auch Stoffwechselstörungen die Folge sein.

Vielfältige Symptome

Was sind nun die typischen Symptome, die bei einer Darmerkrankung auftreten? Zu allererst sind Schmerzen in verschiedener Intensität und unterschiedlicher Lokalisation im Bereich des Bauches zu nennen. Weiters können Veränderung des Stuhlverhaltens, Übelkeit (teilweise mit Erbrechen) und gegebenenfalls Gewichtsabnahme – häufig auch hervorgerufen durch Mangelzustände – auftreten.

Von den funktionellen Darmerkrankungen, zu denen der Reizdarm, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und bakterielle Fehlbesiedelung zählen und mit herkömmlichen bildgebenden Verfahren nicht darstellbar sind, sind organische Darmerkrankungen, die infektiös oder nichtinfektiös sein können, zu unterscheiden. Beispiele für organische Darmerkrankungen sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen, wie der Morbus Crohn, oder auch bösartige Tumore.

Darmpatienten genießen in den Tirol Kliniken eine optimale Betreuung.

Darmgesundheit unterstützen

Um etwaige Erkrankungen im Darm zu diagnostizieren, ist zunächst eine umfangreiche Anamnese nötig. Es folgen Blutuntersuchungen, eventuell eine Endoskopie mit Probeentnahmen der Darmschleimhaut  und diverse bildgebende Verfahren, wie Ultraschall, Computertomografie oder MRT. Zur funktionellen Diagnostik stehen zusätzlich Messungen der Stärke der Darmkontraktion sowie Atemtestanalysen zu Verfügung. Prof. Graziadei: „Wichtig ist zu erwähnen, dass die Kosten für diese Untersuchungen von den Krankenkassen getragen werden.“

Von wesentlicher Bedeutung, um die Gesundheit des Darms zu erhalten, ist vor allem eine abwechslungsreiche Kost, wobei der mediterranen Küche der Vorzug zu geben ist. Negativ auf die Darmfunktion wirken sich unter anderem Übergewicht und mangelnde Bewegung aus. Die weiteren Intervalle zwischen den Untersuchungen richten sich grundsätzlich nach dem Erstbefund.

„Bewusst gesund – aus dem Bauch“

Auch die Tiroler Gesundheitsgespräche im Studio 3 am Donnerstag, den 14. September, um 19.30 Uhr widmen sich dem Thema Darmgesundheit.

Die Podiumsgäste Univ.-Prof. Dr. Dietmar Öfner-Velano, MAS, MSc (Uniklinik Innsbruck), Mag. Anna-Elisabeth Purtscher (FH Gesundheit) und Univ.-Prof. Dr. Barbara Sperner-Unterweger (Uniklinik Innsbruck) und Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg (Uniklinik Innsbruck) diskutieren mit ORF-Moderatorin Barbara Kohla über

  • Erkrankungen: Wurzeln und Ursachen – Welche Anzeigen sind zu beachten, wann soll man einen Arzt aufsuchen?
  • Darm und Psyche: Welche Zusammenhänge gibt es?
  • Darm und Ernährung: Was ist wichtig, um den Darm gesund zu erhalten?

Der Eintritt ist frei. Bitte melden Sie sich unter Tel. 0512 566 533 oder studio3.tirol@orf.at an.